Die
Prignitz – ein kurzer geschichtlicher Abriß
von Torsten
Foelsch, 2004
Die Prignitz
gehört zu den ältesten deutschen Siedlungsgebieten
östlich der Elbe, von hier aus nahmen Christianisierung und
Kolonisierung der Gebiete zwischen Elbe und Oder im 10. und 12.
Jahrhundert ihren Anfang. Die Prignitz ist der nordwestlichste
Zipfel der Mark Brandenburg und liegt etwa auf halbem Wege
zwischen Berlin und Hamburg. Ihr oft beklagter Charakter als
Sandstreubüchse des Heiligen Römischen Reiches trifft
nicht zu, denn die historisch gewachsene Kulturlandschaft der
Mark bietet viele Naturschönheiten und erscheint dem genauen
Betrachter wie ein großer Landschaftspark, in dem sich
Wasser-, Wiesen- und Waldflächen, Täler,
Flußniederungen und Hügelketten abwechseln und sich
dadurch überall interessante Fernblicke und
Landschaftsbilder ergeben, in die ein in Jahrhunderten
gewachsenes, unverwechselbares baukünstlerisches Erbe
eingebettet ist, das seine Wurzeln in der deutschen
Ostkolonisation des Hochmittelalters hat.
Die
naturräumliche Gliederung der Prignitz ist das Ergebnis
mehrmaliger Inlandeisvergletscherungen des quartärzeitlichen
Eiszeitalters, und schon vor der deutschen Besiedlung des 12.
Jahrhunderts bot sie besonders steinzeitlichen und schließlich
germanischen Völkern des nordischen Kulturkreises und später
erst (etwa seit Mitte des 6. Jahrhunderts) dann auch slawischen
Stämmen günstige Siedlungsvoraussetzungen. Die ältesten
archäologischen Funde in der Prignitz (bei Hinzdorf) gehören
der älteren Steinzeit an (9.000-8.000 v. Chr.). Aus der
jüngeren Steinzeit ist an Gräbern in der Westprignitz
allein das sogenannte „Hünengrab“ bei Mellen,
eine Abart der nordischen Ganggräber, erhalten. Vom Ende der
Bronzezeit rührt die gewaltige Anlage des Seddiner
Königsgrabes her (1. Hälfte des 8. Jahrhunderts v.
Chr.). In der ausgehenden Bronzezeit scheinen auch erste
befestigte Siedlungen entstanden zu sein, wofür in der
Westprignitz ein Burgwall bei Wolfshagen aus dieser Zeit ein
Beispiel abgibt. Vom 2. – 6. Jahrhundert hielt eine
allmähliche, nahezu vollständige Abwanderung der
germanischen Bevölkerung aus den bisherigen
Siedlungsgebieten nach Westen und Südwesten an, der seit
etwa Mitte des 6. Jahrhunderts die Einwanderung slawischer
Stammesgruppen aus dem Osten in das Gebiet der heutigen Prignitz
folgte. Von ihnen werden die Linonen 808 erstmals erwähnt,
deren Hauptort Lenzen war, wo eine große Burg an dem
wichtigen Flußübergang zwischen Elde- und
Löcknitzmündung lag, die in den kriegerischen
Auseinandersetzungen zwischen Franken, Slawen und Sachsen im 8.
und 9. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte und schließlich
im 10. Jahrhundert Sitz eines Stammesfürsten war.
Die berühmte
Schlacht bei Lenzen im Jahre 929 markiert den Beginn der ersten
Phase der deutschen Ostexpansion und der Christianisierung
östlich der Elbe. Damals besiegten die sächsischen
Truppen slawische Heerscharen in einer blutigen Schlacht und
nahmen den Burgplatz in Besitz, bis sie die eroberten Gebiete
nach dem großen Slawenaufstand im Jahre 983 wieder aufgeben
mußten. Damals wurden auch die Dome der 946/948 von Otto I.
begründeten Bistümer Havelberg und Brandenburg wieder
zerstört.
Der
Wendenkreuzzug von 1147 brachte nach vielen früheren
Fehlschlägen die endgültige Christianisierung und
Kolonisierung der Mark Brandenburg. Während Markgraf
Albrecht der Bär die Hauptgebiete der späteren
Mittelmark eroberte, wurde die Prignitz vom Bischof von Havelberg
und kleineren Territorialherren eingenommen und besiedelt. Unter
diesen war ein Ritter Johannes, der nach seinem altmärkischen
Besitz, der Gänseburg bei Pollitz, den Übernamen „Gans“
trug und auf seine Nachfahren weitervererbte. Diese nannten sich
je nach ihren Besitzungen Gans von Wittenberge, Gans von
Perleberg oder Gans von Putlitz und die Familie heißt heute
noch: Gans Edle Herren zu Putlitz. Diese in der Frühzeit der
Kolonisation durch Titel und Besitz herausragende Familie wurde
im Verlaufe des 13. Jahrhunderts in ihrer Machtstellung mehr und
mehr durch die erstarkende und sich festigende markgräfliche
Zentralgewalt beschnitten. Als Gründer der Städte
Wittenberge, Perleberg und Putlitz und schließlich des
Zisterzienserinnen-Nonnenklosters Marienfließ (1231) hat
sich dieses Geschlecht unauslöschliche Verdienste erworben.
Das Kerngebiet ihrer Eroberungen, also ihrer
Territorialherrschaft, und ihre Burgen lagen an der Stepenitz.
Wenn auch einige Besitzungen im Verlauf der Zeit verloren gingen,
bewahrten sie doch bis zur Vertreibung 1945 sieben Güter in
dieser Region.
Das
Besiedlungswerk in der Prignitz, das im wesentlichen um 1300
abgeschlossen war und sich unter dem Schutze einer zahlenmäßig
starken Ritterschaft vollzog, glich einem gigantischen
Bauprogramm. Nach den Rodungen großer dichter Waldgebiete
und der Trockenlegung von Sümpfen entstanden unzählige
neue deutsche Bauerndörfer, z. T. oft neben den alten
wendischen Siedlungen, ferner zahlreiche Kirchen sowie feste
Schutzburgen und Rittersitze, die die Sicherheit des Landes zu
gewährleisten hatten. Die ansässige wendische
Bevölkerung ging dabei allmählich in den eingewanderten
neuen sächsischen, fränkischen und niederländischen
Siedlerfamilien auf. Lieselott Enders geht auf Grund der
namenkundlichen Forschungen von Sophie Wauer davon aus, daß
von den 451 mittelalterlichen Ortsnamen 257 (57 %) slawisch, 169
(37,5 %) deutsch und 20 (4,4 %) slawisch-deutsche Mischnamen (wie
etwa Blesendorf, Gnevsdorf, Klenzendorf) sind, wobei bei den
slawischen Ortsnamen überwiegend angenommen wird, daß
sie von den Neusiedlern vorgefunden und übernommen wurden
und daß bei den deutschen Ortsnamen, überwiegend wohl
auch bei den Mischnamen mit Neubildungen zu rechnen ist.
Typisch
deutsche oder slawische Dorfformen gab es in der Prignitz nicht.
Entscheidend bei der Wahl der Dorfform waren nicht ethnische
Merkmale, entscheidend war hier wohl mehr, ob die Siedlung im
Wald-, Niederungs- oder Grenzbereich lag und ob es sich um eine
planmäßige Neugründung handelte. In der Prignitz
kommen sehr unterschiedliche Dorfformen vor, wobei den größten
Anteil Rund- und Straßendörfer ausmachen, gefolgt von
Angerdörfern, Sackgassendörfern mit Doppelzeilen,
Haufen- und Marschhufendörfern. Das Runddorf, dem oft ein
wendischer Ursprung nachgesagt wird, kommt überwiegend in
der Westprignitz vor und ist wohl in der Tat als deutsche Anlage
der Kolonisationszeit anzusehen, denn bei Grabungen und
Bodenuntersuchungen wurden slawische Reste in den bisher
bearbeiteten Orten überhaupt nicht vorgefunden, und bei
Anlage des Rundlings mußte ja die Anzahl der anzusetzenden
Siedler von vornherein feststehen, da spätere Einschübe
in den geschlossenen Ortsgrundriß ausgeschlossen waren.
Dies setzt also eigentlich eine planmäßige Anlage
voraus.
Die
zahlreichen mittelalterlichen Kirchen und Stadtkerne, aber auch
die erhaltenen Burgen und Schlösser sind noch heute
sichtbares Zeichen dieser Entwicklung – auch in der
Prignitz. Hier gehen nahezu alle Stadt- und Dorfkirchen auf die
Kolonisationszeit des 12./13. Jahrhunderts zurück und im
Gegensatz zu Mecklenburg, wo es größere Zentralkirchen
innerhalb einer Parochie gab, wurden in der Mark in fast jedem
einzelnen Dorf kleinere Kirchen erbaut. Daher gibt es im heutigen
Landkreis Prignitz ca. 170 evangelische Dorfkirchen sowie 7
evangelische und 4 katholische Stadtpfarrkirchen, von denen die
ehem. Wallfahrtskirche von Wilsnack und das 1287 gegründete
Kloster Heiligengrabe als besondere sakrale Bau- und
Geschichtsdenkmäler herausragen. Dazu kommen die über
60 noch erhaltenen Schlösser, Herrenhäuser und Burgen,
deren Geschichte eng mit der der Prignitz verwoben ist und
oftmals bis in die Anfangszeit der Christianisierung der Prignitz
zurückreicht. Ein wertvolles baukünstlerisches und
geschichtliches Erbe !
Die
Landschaftsbezeichnung „Prignitz“ trat 1349 erstmals
in einer Urkunde auf, daneben war aber auch die Bezeichnung
„Nordmark“ für die Landschaft vom 14. bis ins
18. Jahrhundert hinein gebräuchlich. Die Prignitz gliederte
sich im Mittelalter in 11 verschiedene Herrschaftsgebiete
(terrae), die erst im Laufe des 13./14. Jahrhunderts in
unmittelbaren markgräflichen Besitz übergingen, während
das ursprünglich reichsunmittelbare Bistum Havelberg erst
nach der Säkularisation im 16. Jahrhundert unter
markgräfliche bzw. kurfürstliche Oberhoheit kam. Die 11
Bezirke waren: Grabow, Lenzen, Wittenberge, Perleberg, Putlitz,
Pritzwalk, Kyritz, Wusterhausen, Wittstock, Nitzow und Havelberg.
Die terra Grabow fiel nach 1320 an Mecklenburg, die terra
Wusterhausen etwa zur gleichen Zeit an die Grafschaft Ruppin, die
im 16. Jahrhundert schließlich wieder an den Kurfürsten
kam. Die äußeren Grenzen der Prignitz veränderten
sich seither bis 1952 kaum noch wesentlich. Als landesherrliche
Organe wirkten bis zum Ende des 14. Jahrhunderts die Vögte,
seit dem 15. Jahrhundert die Hauptmänner der Prignitz. Eine
erste ständische Kreisverwaltung bildete sich jedoch erst im
17. Jahrhundert mit den Kreiskommissaren, Kreis- und
Landesdirektoren und schließlich den Landräten heraus.
Das Phänomen
der ländlichen Wüstungen kennt die Prignitz seit dem
Hochmittelalter, als nach der ersten Periode ländlicher
Kolonisation und Siedlung des 12. und 13. Jahrhunderts vor allem
im Verlaufe des 14. und 15. Jahrhunderts infolge einer schwachen
Agrarkonjunktur, unzureichender Ertragsfähigkeit einzelner
Dörfer und z. T. auch der Fehdezeiten mehr als zwei Fünftel
der im Hochmittelalter vorhandenen und neu angelegten Siedlungen
wieder aufgegeben wurde. Zäsuren für das Siedlungsbild
bedeuteten später dann die Gründungen adliger
Eigenbetriebe im 16. Jahrhundert, die Folgen des 30jährigen
Krieges mit Wüstungserscheinungen, die Siedlungsprogramme
der friderizianischen Binnenkonolisation des 18. Jahrhunderts mit
seinen zahlreichen Dorf- und Vorwerksneugründungen, die
Stein-Hardenberg-Reformen mit der Veränderung dörflicher
Siedlungsstrukturen infolge der Separationen und
Dienstablösungen, schließlich die Siedlungstätigkeit
auf dem Lande nach dem ersten Weltkrieg durch regionale
Siedlungsgesellschaften, dann vor allem aber tief einschneidend
und bis heute fortwirkend die fundamentalen gesellschaftlichen,
politischen und wirtschaftlichen Veränderungen nach 1945.
Alle diese unterschiedlichen geschichtlichen Prozesse haben in
den Jahrhunderten nach dem Wendenkreuzzug von 1147 das
Siedlungsbild der Prignitz, das einem ständigen Wandel
unterliegt, entscheidend geprägt – und permanent
verändert.
Nach Abschluß
der Separationen (um 1850) entstanden vor allem in den Dörfern
und auf den Gütern umfangreiche und architektonisch
beeindruckende Neubauten. Mit Zunahme der ortsansässigen
Gutsarbeiter und den Umstrukturierungen der gutswirtschaftlichen
Betriebe ging dementsprechend auch eine Veränderung der
Siedlungstrukturen der Güter und Dörfer einher. An die
Stelle der alten, meist noch strohgedeckten Bauernkaten aus
Lehmfachwerk traten nun stattliche neue Wohnhäuser aus
Fachwerk oder Backstein mit ebenso wertvollen
Wirtschaftsgebäuden. Auf den Gütern entstanden vielfach
neue, meist langgestreckte Tagelöhnerhäuser und auf den
alten Gutshöfen z. T. großartige Wirtschaftsbauten,
die den veränderten ökonomischen Verhältnissen
entsprachen und auf die vergrößerten Gutswirtschaften
zugeschnitten waren.
Die
Prignitzer Städte, die ihren mittelalterlichen Charakter als
Ackerbürgerstädte innerhalb der alten
Befestigungsanlagen weitgehend bewahrt hatten, wuchsen seit der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über ihre
Stadtmauern hinaus. Es entstanden großzügig angelegte
Stadterweiterungsgebiete mit einer architektonisch wie
baukünstlerisch wertvollen Bebauung. Innerhalb der alten
Stadtmauern errichteten die Bürger vor allem im
wilhelminischen Zeitalter die typischen großen,
gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshäuser, neue
stolze Rathäuser (Pritzwalk, Kyritz 1879, Perleberg 1837/39,
Wittenberge 1912/14) und ließen ihre Stadtkirchen
prachtvoll, meist im neugotischen Stil, ausbauen (Perleberg
1851/55, Wittenberge 1869/72, Putlitz 1854, Kyritz 1848,
Pritzwalk 1880/82). Wittenberge erlangte Mitte des 19.
Jahrhunderts mit seiner Anbindung an die Eisenbahnlinien
Berlin-Hamburg (1845/46) und nach Magdeburg durch den Bau der
Elbbrücke (1846-1851) sowie der Strecke nach Lüneburg
(1872/74) enorme Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt,
Warenumschlagplatz, Binnenschiffahrtshafen und Industriestandort.
Die 1823 begründete Hertzschen Ölwerke war bis 1990
einer der wichtigsten Industriebetriebe in der Region. Später
kam das Reichsbahnausbesserungswerk und 1903 das
Singer-Nähmaschinenwerk hinzu. Infolge dieser rasanten
wirtschaftlichen Entwicklung wuchs die Stadt rasch über ihre
alten Grenzen hinaus.
An der
Peripherie der kleinen Landstädte entstanden mit den neuen
Bahnhöfen nach dem Bau der Berlin-Hamburger Eisenbahn (1845
ff.) meist auch Gewerbeansiedlungen mit stadtbildprägenden
Fabrikgebäuden. Das Tuchmachergewerbe, das in der Prignitz
alte Tradition hatte, erlangte mit zunehmender Industrialisierung
schließlich in den Städten Pritzwalk und Wittstock mit
den dort begründeten Tuchfabriken der Gebrüder Draeger
und Friedrich Wilhelm Wegener u. a. als Lieferanten für Heer
und Marine eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die
ganze Prignitz. Seit 1900 waren beide Fabriken unter einer
Leitung vereint und wurden bis 1945 von der Familie Quandt
betrieben. Ihre mächtigen, die Stadtsilhouetten von
Wittstock und Pritzwalk beherrschenden Fabrikgebäude
entstanden in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts.
Der Bau der
Eisenbahnlinie Wittenberge-Perleberg 1881 und dann von Perleberg
über Pritzwalk nach Wittstock (1885) erschloß
schließlich auch die Prignitzer Landstädte in
West-Ost-Richtung. 1887 war der Bau der Linie
Neustadt/Dosse-Pritzwalk-Meyenburg fertiggestellt. Später
(1888-1912) folgte der Bau eines die gesamte Prignitz
erschließenden Kleinbahnnetzes, wodurch eine Anbindung der
Region an die Wirtschaftskreise und die Absatzmärkte des
Reiches erreicht war. Die Prignitz erlebte in den wilhelminischen
Jahrzehnten einen nie da gewesenen wirtschaftlichen Aufschwung
und eine bemerkenswerte Bevölkerungszunahme. Es entstanden
die großen Stadtschulen und die städtischen
Krankenhäuser, und in den damals gegründeten Museen von
Havelberg (1904), Perleberg (1905) und Heiligengrabe (1910)
dokumentierte sich die Geschichtsmächtigkeit dieser
kurmärkischen Landschaft. Die Hauptstadt der Westprignitz
(Perleberg) errang als Garnisonsstandort in der Zeit um 1900
zusätzlich an Bedeutung.
Mit der
Verwaltungsreform in Preußen und der Schaffung von
Provinzialregierungen wurde die Prignitz 1817 in die Kreise Ost-
und Westprignitz mit den Hauptstädten Kyritz und Perleberg
geteilt. An der Spitze der Kreisverwaltung stand der Landrat.
1952 wurden mit der Auflösung der von den alliierten
Kontrollmächten nach Ende des 2. Weltkrieges gebildeten
mitteldeutschen Länder durch die damalige DDR-Regierung
schließlich die historisch gewachsenen Kreise der Mark
aufgelöst. Die Prignitz wurde auf die neugeschaffenen
Bezirke Magdeburg, Potsdam und Schwerin aufgeteilt und insgesamt
7 neuen Landkreisen zugeordnet (Perleberg, Pritzwalk, Wittstock,
Havelberg, Ludwigslust, Parchim und Kyritz). 1990 wurden die
alten Länder wiederhergestellt, und im Zuge der
brandenburgischen Kommunalwahl trat am 5. Dezember 1993 eine
erneute Kreisgebietsreform, die die historischen Grenzen
allerdings wieder ignorierte, in Kraft. Mit dieser Reform
entstand der heutige Landkreis Prignitz, der Teile der
Ostprignitz mit Pritzwalk, Meyenburg und Demerthin sowie nahezu
den gesamten alten Kreis Westprignitz (ohne Havelberg) umfaßt.
Kurioserweise wurde daneben aus Teilen der alten Ostprignitz mit
Kyritz und Wittstock und dem alten Land Ruppin ein neuer
Landkreis Ostprignitz-Ruppin gebildet. Der heutige Landkreis
Prignitz, dessen Hauptstadt Perleberg ist, hat eine Fläche
von 2.141,8 km² und ca. 110.000 Einwohner (1993). Seit der
Gemeindereform von 1993 war der Landkreis bis 2002 in 9 Ämter
mit 90 amtsangehörigen Gemeinden und 3 amtsfreie Städte
(Perleberg, Pritzwalk und Wittenberge) gegliedert. Eine erneute
Gemeindestrukturreform 2002/2003 führte zur völligen
Neuordnung der Landkreise in Brandenburg. Der Landkreis Prignitz
mit einer Fläche von 2.123,26 km² und 91.658 Einwohnern
(2003) gliedert sich heute nach erheblichen Eingemeindungen in
die Stadtgemeinden Wittenberge, Perleberg und Pritzwalk sowie die
Ämter Lenzen-Elbtalaue, Bad Wilsnack/Weisen, Meyenburg,
Karstädt, Putlitz-Berge und die Großgemeinden
Plattenburg, Gumtow und Groß Pankow/Prignitz. Mit 44
Einwohnern/km² gehört er heute zu den
bevölkerungsärmsten Landkreisen Deutschlands.
Trotz der
administrativen Teilungen der Prignitz zwischen 1952 und 2002 hat
sich bei vielen Einwohnern eine Prignitzer Identität
erhalten. Die Prignitz als historischer Landschafts- und auch
Sprachraum blieb von diesen Teilungen unberührt. Auch die
landesgeschichtliche Forschung betrachtet die Prignitz stets in
ihren historischen Landschaftsgrenzen, und die Tourismusvereine
werben gemeinsam für die Prignitz als Reiseregion.
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